Warum man sich in Thailand so gut fortbewegen kann.
Das Stichwort ist „sich treiben lassen“. Nie zuvor sind die beiden „Wir haben schon alle Kontinente und Klimazonen der Erde bereist“-Traveller „Lass mal Flug buchen und los“-Planlos-Touristen Hardi und Uwe so tiefenentspannt durch ein fremdes Land gereist. Der Strom aus Mopeds, Pick Ups, Bussen und Minivans – hier linksdrehend – erscheint dem unbedarften Mitteleuropäer schlicht als Chaos – bis man nach ein paar Tagen das System verstanden hat und statt nach einem Rettungsring zu rufen, sich locker in die Strömung schmeisst.
Was in Europa mindestens ein Forschungsprojekt mit englischem Namen sein muss; nämlich: Shared Spaces, ist in Thailand einfach so da: Groß/klein, schnell/langsam, Mensch/Maschine teilt sich die öffentliche Verkehrsfläche. Noch Mal: Teilen. Freiwillig. Den Dschungel bilden Palmen an Stelle von Paragraphen, was nicht nur gut aussieht, sondern sich auch gut anfühlt. Ein Mit- statt Gegeneinander, basierend auf Rücksichtnahme und Toleranz, ist die Grundlage des thailändischen Straßenverkehrs.
Beispiele: Das Bibendum Michelinmännchen hebt lächelnd die Hände zum Gruß, statt verkehrstraumatisiert ins Leere zu starren. Dermaßen relaxiert, besinnt sich der thailändische Peugeot-505-Fahrer auf das Wesentliche und erziehlt ansatzlos eine 6.0 für die B-Wertung im Scheibenverspiegeln. Öffentliche Busse werden von allerlei Buddhafiguren statt ABS-ESP-USW vor Unvorhersehbarem geschützt, ein DIN-A2-formatiges Königsportrait ersetzt den Rückspiegel und stärkt dabei das Nationalgefühl. Weitere Kharmapunkte gibt es für Karaoke-TV während der Fahrt. Subwoofer im Kühlschrankformat synchronisieren den Puls der Fahrgäste. Zugschaffner schnorren erfolgreich Kekse vom Webmaster und lassen einen pünktlich aussteigen. Manchmal ist alles so einfach.
Und die Romantik! Gutgelaunte Fahrgemeinschaften im Jeep mit Holzkarosse (gerne am Strand, wenn die Insel keine Straße hat), überdimensionierte Automotoren als Außenborder (nur halbromantisch, wenn man mit einem anständigem Hang Over direkt am offenem Krümmer sitzt), Tankstellen mit Zweitaktgemisch statt Hundefutter im Angebot und Busfahrer, die zur Zigarettenpause anhalten. Toyota Crowns verschiedener Serien parken wie selbstverständlich auf dem Markt statt auf dem Youngtimer-Treffen und nur selten erinnern Schilder daran, dass an roten Ampeln bei geschlossenem Visier das Biertrinken unmöglich ist. Offen blieb die Frage, wo die ganzen neuen Pick Ups herkamen.